Alena Fischer mit RGE Alma Kvesdottir vom Privatstall Nacona
Das Pferd im Bericht ist meine Fjordstute
Alma. Der Reitteil selbst ist Teil eines Gesamtberichtes, deswegen steigt er so abrupt ein, vorher sind wir schon früh zum Turnier gefahren und sind 3 Prüfungen (Stoppelfeld-Rennen und die beiden Mounted Games) mit geritten.
Danach kommt noch nen Berichteteil, der aber nicht zum Wettbewerb gehört.
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Alma entspannte sich im Schritt und schnaubte ab, da wurden wir auch schon zu Start gerufen. "Startnummer 5 - Alena Fischer mit RGE Alma Kvesdottir", kam es aus dem Lautsprecher und so ritt ich in den Startbereich der Geländereiterspiele, die sie ja nunmal waren.
Nach einem Gruß an die Richter ging es zur ersten Aufgabe. Auf das Startsignal galoppierte ich an, den Part bis auf die Spitze des Hügels konnten wir so überwinden. Alma spürte wieder frischen Wind nach dem Turniertag bisher und auch ich schöpfte neue Kraft, als ich meine Fjordstute den Hügel hoch lenkte und die noch immer kraftvollen Galoppsprünge unter mir spürte. Oben parierte ich erst zum Trab und dann zum Schritt durch, als der Weg wieder steiler wurde. Alma spitzte die Ohren, als die beiden orangfarbenen Pfosten in Sicht kamen. Einen Friesen hatte ich im Startfeld gesehen, also würde meine graskugelige Fjorstute wohl auch durch die Tore passen, ohne dass ich mir Gedanken darüber machen musste, dass meine Knie eventuell Stangen berühren konnten. Am einer Stelle wo es besonders steil wurde, merkte ich, dass Alma mit der Hinterhand kurz rutschte, doch sie balancierte sich schnell wieder aus und ich konnte unser erstes Tor ansteuern. Als meine Knie hindurch waren, trabte ich wieder an und fasste den Wasserlauf ins Auge, der ein paar Meter vor uns lag. Alma hatte nichts gegen Wasser oder Pfützen, aber durch ganze Wasserläufe hindurch laufen ohne zu bremsen das hatten wir noch nicht wirklich geübt - blieb mir nur hoffen.
Alma bremste ein Stückchen ab und ich bemerkte von oben, wie sie die Wasserfläche kritisch beäugte. Kurz gab ich Druck und schon hatte sie die Füße nach kleiner Überwindung im Wasser. Da an traben jedoch nicht zu denken war, parierte ich lieber zum Schritt und konzentrierte mich darauf, dass meine Stute nicht vor lauter Argwohn zum Ufer abdriftete.
"Alles gut", beruhigte ich sie und tatsächlich konnte ich das zweite Tor ebenfalls durchqueren.
Als der Wasserlauf seinem Ende entgegen ging, probierte ich es mit antraben und in der Hoffnung, das Nass schnell verlassen zu kommen, machte die Falbin einen Satz nach vorne. Ok, wenn sie Tempo wollte, konnte sie Tempo bekommen, ich galoppierte an und um uns herum sprühte die Gischt auf dem letzten Meter noch einmal ordentlich auf. Beide pitschnass ging es an die Acht zum Abschluss der Aufgabe. Ich parierte zum Trab und saß aus und hoffe, dass Alma das mitspiele würde. Schon vor dem Tor stellte ich sie nach rechts und wendete sie in die Volte ab. Erstes der drei Tore. Die Volte hatte die richtige Größe und wir erwischten das zweite Tor genau. Kurz geradeaus, dann noch eine Halbvolte, sodass wir vor dem mittleren Tor wieder landeten. Ich hatte genug Strecke geradeaus, um Alma in Ruhe umzustellen und so gelangen auch die nächsten 2 Tordurchritte gut. Fixiert darauf die Aufgabe zu beenden gab ich ein bisschen Tempo und die letzte Halbvolte wurde zu groß. Ich konnte das ganze noch soweit korrigieren, dass wir die rechte Torstange nicht einfach umnieteten, aber ich berührte sie trotzdem mit dem Knie und während mir der Schmerz noch kurz durch das Knie zuckte, kam der kleine Ball auch schon herunter geflogen. Die Ziellinie zog unter uns Weg und ich parierte kurz durch, um mir das schmerzende Knie zu reiben. Alma bekam ein bisschen Zügel und schnaubte. Ab jetzt würde es nicht mehr ganz so anstrengend für sie werden.
Neben dem Baumstamm angekommen saß ich ab und schlug die Steigbügel über den Sattel, sie sollten Alma im Notfall nicht behindern. Dann ging die Aufgabe schon los.
Die ersten Ecken waren leicht, auch die Stelle, wo ich stehen blieb, sie einmal im Halbkreis um mich herum schickte und wieder umkehrte. Führtraining kannte Alma, an der Stelle, wo sie einen Meter Abstand halten musste, brauchte ich jedoch die Gerte zwischen uns beiden, um sie von der Sägemehllinie fern zu halten. Das war nicht ganz so einfach, denn auf dem dunklen Boden stach diese deutlich hervor und zog Almas Aufmerksamkeit magisch an. Ich redeta auf die Stute ein und war ganz froh, als die Passage zu Ende war.
Es ging durch einen Engpass und dann durfte sich mein Mädchen einmal im Kreis drehen, während ich außen herum lief. Wieder musste ich anhalten und sie um mich herum schicken. Blöderweise war da wieder die Sägemehl-Linie vor uns und nur mit größter Not konnte ich mich halten, als die Fjordin entschied, einen Versuch zu starten, sich das wieder genauer anzusehen. Als ich mein Gleichgewicht zurückgewonnen hatte und Alma wieder neben mir stand, ging es weiter. EIn paar Ecken und wieder eine Stelle, an der Alma um mich herum musste.
Dann kam die größere Herausforderung, Mädchen musste in eine Sackgasse treten, in der sie nicht wenden konnte. Alma parkte kurz davor einmal, solche Engpässe ohne Sinn waren nicht ihre Sache. Ich betüddelte sie ein bisschen und mit viel gutem Zureden machte sie noch die drei Schritte vorwärts, sodass ich sie einmal umrunden konnte. Rückwärts war dann kein Thema und so kamen wir doch heile und, soweit ich das gesehen hatte, fehlerfrei ans Ziel der Aufgabe.
So gut das lief, da musste in der letzten irgendwas daneben gehen, ich kannte uns ja und genau darin waren wir gut: Fehler in der letzten Aufgabe!
Als ich wieder sortiert saß, atmete ich einmal durch und ließ auch Alma den Zügel lang. Die war offensichtlich entspannt genug, um die Nase zum Boden zu strecken und zu grasen zu beginnen. Ne, so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt und so trieb ich sie vorwärts und machte mich auf den Weg zu unserer dritten Aufgabe, das Puzzlespiel!
An der Startlinie wurde kurz wiederholt, was zu tun war: Teile rüberbringen und puzzlen. Entweder ein Teil und einbauen oder 2 Teile und einfach nur ablegen. Verlorene Teile direkt wieder einsammeln, Aufgabe wird abgeläutet, sobald alles richtig zusammengesetzt ist.
Soweit, so schwer, ich nahm die ersten zwei Teile in die Hand, insgesamt würden es 12 werden. Jetzt hielt ich zwei Ecken, sie waren aus irgendeinem festen Schaum- oder Kunststoff und bei den Dimensionen meiner Hände war mir jetzt schon klar, dass ich aus dieser Aufgabe nicht trocken rauskommen konnte. Immerhin war kein Turnierdress gefordert gewesen, sondern einfache Reitkleidung. Einige waren zwar trotzdem in schwarz-weiß aufgelaufen, aber das war deren Entscheidung. Braune Reithose und ein schlichtes, nicht-weißes T-Shirt für Spiele, bei denen es dreckig zugehen konnte, waren wohl die richtige Entscheidung.
Ich atmete einmal tief durch und ritt dann aufs Wasser zu. Wie auch in er ersten Aufgabe zögerte Alma kurz, dann stiefelte sie munter hinein und prustete herum, die Nase bis zur Wasseroberfläche gesenkt. Auf der anderen Seite legte ich die Teile auf der Puzzlefläche ab (von Ponyrücken aus übrigens sehr bequem erreichbar, das konnte nur von Vorteil sein), wendete und ritt wieder geradeaus ins Wasser. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber wir kamen zügiger hindurch. Ich entschied mich, zunächst alle 12 Teile rüber zu bringen und dann zu puzzlen. Also wieder zwei Teile geschnappt und wieder rüber gebracht (wir wurden im Wasser tatsächlich schneller). Auch Teil fünf und sechs landeten sicher auf der anderen Seite und auf dem Rückweg konnte wir sogar durch das Wasser ein paar Tritte traben.
Vielleicht war das der Anfang der Katastrophe, den mir rutschte ein Teil aus der Hand und ich musste absitzen und es aufheben, ehe ich beide Teile rüber bringen konnte.
Wieder konnte ich zurück traben, vier Teile fehlten noch. Bevor ich die nächsten beiden aufnahm, wischte ich mir die Hände an der Hose ein bisschen trocken, gute Idee, denn so hatte ich die beiden Teile fest im Griff. Sie fruchtete auch. Zwar war meine Hose nicht mehr als trocken zu bezeichnen, und zwischendurch wäre mir fast eins weggefallen, aber ich schaffte es noch, beide festzuhalten und abzulegen. Dann trabte ich durch das Wasser zurück, um die letzten Teile zu holen. Fast geschafft, ich packte die Teile und trabte zurück. Auf der Hälfte im Wasser begann eines zu rutschen und bei dem Versuch es neu zu packen, verlor ich das andere und das ausgerechnet mitten im Wasser.
Zunächst nahm ich das verbleibende Teil in die andere Hand und hängte mich aus dem Sattel, die Zuschauer lachten amüsiert. Meiner Größe sei dank - es fehlten Zentimeter bis zum schwimmenden Puzzleteil. Das Gelächter schwoll an und erste Zuschauer begannen "Baden" zu skandieren.
Klasse - aber was half es? Es erfolglos weiter versuchen ging nicht schneller und so schwang ich mich unter Gelächter aus dem Sattel. Platsch! Ich hatte es gewusst, trocken sollte ich nicht aus dem Wettbewerb kommen. Blieb die Hoffnung, dass die anderen Reiter in den anderen Aufgaben mehr Strafpunkte sammelten oder langamer waren oder mit ähnlichen Problemen kämpfen durften.
Während ich noch nach dem Puzzleteil schaute, wurde das Gelächter noch lauter. Sie beobachteten die Zeit, sie lachten darüber, wie ich knietief im - SPLASH! PATSCH! PATSCH!
Mein Gedankenfaden riss an der Stelle ab, an dem Alma begann, mit dem linken Vorderhuf im Wasser zu spielen, eben der Seite auf der ich stand. Wasser in den Schuhen, Wasser in der Hose und jetzt eben ganz nass, mein Mädchen war immer für einen Lacher gut. Ich zog mich wieder in den Sattel und ritt zur Puzzlefläche. Anfeuerndes Klatschen begleitete mich dabei ebenso wie das Geräusch von rieselndem Wasser und das Gefühl von Gartenteichen in den Schuhen. Passenderweise ergab mein Motiv am Ende einen Wassereimer mit einem schwimmenden Apfel.
"Na den hättest du dir jetzt auch verdient, Alma", besäuselte ich Alma.
Als ich endlich das letzte Teil einsetzte läutete die Glocke ab und ich drehte im Galopp noch eine kurze Ehrenrunde, tosender Beifall. Endlich mal Reiterspiele, die dem dem Zuschauer das lieferten, was er brauchte: Mitfiebern, Lachen und glückliche Reiter - ok - oder eben begossene. Blieb es nur meine Zeit abzuwarten und zu hoffen, dass ich nicht die einzige blieb, die vollkommen durchweicht aus der Aufgabe kam.